ENRICH - Verbesserung von Sprache hinsichtlich Verständlichkeit und kognitiver Belastung

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Sprache ist ein bedeutendes Kommunikationsmittel: Eine verminderte Hör-oder Sprachfähigkeit führt zu enormen Schwierigkeiten in der Teilhabe am Soziallleben in allen Lebensbereichen – sowohl in der Schule, bei der Arbeit als auch zu Hause. Hörhilfen und Sprachausgabe können die eingeschränkten Fähigkeiten weitestgehend ausgleichen, sie können jedoch gleichzeitig zu einer erhöhten Höranstrengung führen.

Das fundamentale Ziel des ENRICH Netzwerks war es, Sprache zu modifizieren oder mit zusätzlichen Informationen anzureichern, dass sie leichter zu verarbeiten ist. Die Anreicherung mit Informationen zielte darauf ab, die Hörbelastung zu reduzieren, indem die kognitive Beanspruchung – bei gleichbleibender oder verbesserter Verständlichkeit – minimiert wird.

Video: Enrich/Gerard Llorach

 

ENRICH untersuchte die Beziehung zwischen Höranstrengung und verschiedenen Formen natürlicher und künstlicher Sprache. Es wurden diskrete, unaufdringliche Maße für die Höranstrengung entwickelt und verwendet, um Modifikationstechniken für Sprache mit geringerer kognitiver Belastung zu untersuchen. Der Mehrwert der zahlreichen Herangehensweisen für eine Anreicherung der Sprache mit Informationen wurde mit Individuen und Kohorten untersucht, die eine typische suboptimale Kommunikationsfähigkeit aufweisen, wie z. B. Kinder, hörgeschädigte Erwachsene, nichteinheimische Zuhörer sowie Personen, die mehrere Tätigkeiten gleichzeitig ausführen.

Das Netzwerk bildete im Rahmen des Projekts 14 Doktoranden aus. ENRICH bot den Wissenschaftlern zum einen das nötige interdisziplinäre Wissen und die Forschungskompetenz, zum anderen profitierten die Doktoranden vom Unternehmertum und dem Technologietransfer. Sie konnten dadurch die Forschungsergebnisse in Produkte und Services übertragen, die nun jedem Menschen dabei helfen können, erfolgreich mit anderen zu kommunizieren.

Das ENRICH Konsortium bestand aus 14 Projektpartnern akademischer Institutionen, der Industrie und klinischer Praxis in neun Ländern. Zusammen bildeten sie ein großes Netzwerk für die Untersuchung gesprochener Kommunikation und die Anwendung von Innovationen für Endkunden. ENRICH war ein Europäisches Ausbildungsnetzwerk (European Training Network, ETN), das von der Europäischen Kommission im Rahmen des Marie Skłodowska-Curie Programms gefördert wurde.

Verantwortlichkeiten des Fraunhofer IDMT in Oldenburg

Der Institutsteil Hör-, Sprach- und Audiotechnologie des Fraunhofer IDMT bewertete in diesem Projekt unter Berücksichtigung von Verständlichkeit und Höranstrengung Techniken, die echte und künstliche Sprache produzieren und verbessern, vorwiegend für Anwendungsszenarien in der Telekommunikation, für Lautsprechersysteme und »Hearables«.

Am Institutsteil in Oldenburg untersuchte die Doktorandin Amy Jane Hall als Horizon2020 Early Stage Researcher, wie mithilfe der Elektroenzephalographie (EEG) Veränderungen der Höranstrengung gemessen werden konnten und wie EEG-Messungen im Vergleich mit anderen subjektiven und objektiven Messungen von Höranstrengung abschneiden.

Mithilfe der Messungen wurd der relative Nutzen für die kognitive Verarbeitung von Sprachverbesserungsalgorithmen, wie beispielsweise AdaptDRC, evaluiert. Darüber hinaus hat Amy Jane Hall untersucht, wie individuelle Unterschiede hinsichtlich kognitiver Fähigkeiten, z. B. selektive Aufmerksamkeit und Arbeitsgedächtnis, mit kognitiver Belastung und Höranstrengung assoziiert sind.

Amy Jane Hall ist Doktorandin des ENRICH Netzwerks am Fraunhofer IDMT in Oldenburg.

Europäische Kommission im Rahmen des Marie Skłodowska-Curie Programms

Dieses Projekt wurde aus Mitteln des H2020 Forschungs- und Innovationsprogramms der Europäischen Union im Rahmen von MSCA GA 675324 finanziert.

Mobile Neurotechnologien

Die Gruppe »Mobile Neurotechnologien« arbeitet an diskreten EEG-Systemen zur Analyse von Hirnaktivitäten - u.a. zur sicheren Arbeitsplatzgestaltung oder für den Einsatz in Gesundheitsanwendungen.