Nachruf für unsere Kuratoriumsvorsitzende Frau Professor Dr.-Ing. habil. Dr. h.c. Dagmar Schipanski

Wir trauern um die langjährige Vorsitzende unseres Kuratoriums, Frau Professor Dr.-Ing. habil. Dr. h.c. Dagmar Schipanski. Sie verstarb am 7. September 2022 nach kurzer, schwerer Krankheit in ihrer Wahlheimat Ilmenau.

Frau Professor Dagmar Schipanski
© Fraunhofer IDMT
Frau Professor Schipanski wurde nicht müde zu betonen, wie wichtig es ihr sei, dass Wissenschaft, Ausbildung, Forschung und Lehre einen höheren Stellenwert in Deutschland bekommen müssen.

An Ilmenau hing das Herz von Frau Professor Dagmar Schipanski. Hier befand sich ihr Lebensmittelpunkt, auch wenn sie aufgrund ihrer vielen Ämter, die sie bis zuletzt innehatte, viel auf Reisen war.

Mit dem Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT war Frau Professor Schipanski seit mehr als 20 Jahren ganz besonders verbunden. Umso mehr schmerzt es uns, dass eine große Fürsprecherin unseres Instituts nicht mehr an unserer Seite ist. Frau Professor Schipanski begleitete unser Institut von den ersten Gründungsschritten im Jahr 2000 bis heute. Im Jahr 2005 übernahm sie zudem den Vorsitz unseres Kuratoriums und übte dieses Amt seitdem mit viel Herzblut und Fingerspitzengefühl, aber auch mit der nötigen Durchsetzungsstärke aus. In ihrer Funktion als Vorsitzende des Kuratoriums stand sie uns immer mit Rat und Tat zur Seite und setzte sich von Anfang an dafür ein, das Fraunhofer IDMT voranzubringen. Auch wenn die Zeiten für unser Ilmenauer Institut nicht immer einfach waren, Frau Professor Schipanski stärkte uns stets den Rücken, glaubte an das Potenzial unserer Themen und gab uns viele wertvolle Ratschläge mit auf den Weg.

Ihr wichtigstes Anliegen war die Vernetzung und Zusammenarbeit mit anderen wissenschaftlichen Akteurinnen und Akteuren in Ilmenau und in der Region. Ganz besonders die Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Ilmenau lag ihr sehr am Herzen, zumal sie hier selbst als Professorin für Festkörperelektronik und von 1995 bis 1996 als erste Rektorin einer deutschen Technischen Universität überhaupt tätig war.

Frau Professor Schipanski begleitete unser Institut nicht nur von Beginn an, vielmehr hatte sie sogar einen entscheidenden Anteil daran, dass das Fraunhofer IDMT in Ilmenau angesiedelt wurde. In ihrer Amtszeit als Rektorin der TU Ilmenau wurden die drei neuen Medienstudiengänge Angewandte Medienwissenschaft, Medientechnologie und Medienwirtschaft eingerichtet. Aufgrund der mit diesen Studiengängen verbundenen Forschungsthemen und technologischen Aufgabenstellungen entschloss sich die Fraunhofer-Gesellschaft im Jahr 2000, auf dem Campus der TU Ilmenau die Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Elektronische Medientechnologie (AEMT) zu gründen. Aus dieser Arbeitsgruppe entstand im Jahr 2004 das Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT.

Frau Professor Schipanski unterstützte die Ansiedlung der ersten Fraunhofer-Einrichtung am Standort Ilmenau von Beginn an mit Leidenschaft, denn ihr erklärtes Ziel war es, die Universitätsstadt Ilmenau zu einem weithin sichtbaren und starken Forschungsstandort zu entwickeln. Neben unserem Institut unterstützte sie auch die Gründung weiterer außeruniversitärer und Fraunhofer-Einrichtungen in Ilmenau.

Der ehemalige langjährige Leiter des Fraunhofer IDMT, Professor Karlheinz Brandenburg, ist zutiefst dankbar für Frau Professor Schipanskis großes Engagement für das Fraunhofer IDMT: »Dagmar Schipanski war für unser Institut weit über 20 Jahre eine treue Begleiterin und Freundin. Ihr Tod ist ein schwerer Verlust für unser Institut – fachlich, aber vor allem auch menschlich. Wir werden sie für ihre großen Bemühungen und ihre Loyalität immer in Ehren halten.«

Frau Professor Schipanski wurde nicht müde zu betonen, wie wichtig es ihr sei, dass Wissenschaft, Ausbildung, Forschung und Lehre einen höheren Stellenwert in Deutschland bekommen müssen. Dafür setzte sie sich konsequent im Rahmen ihrer vielen politischen, gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Ämter ein. So war sie unter anderem Mitglied und von 1996 bis 1998 Vorsitzende des Wissenschaftsrats der Bundesrepublik Deutschland. Von 1999 bis 2004 bekleidete sie das Amt der Thüringer Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst und von 2004 bis 2009 war sie Präsidentin des Thüringer Landtags. Sie war zudem mehrere Jahre Senatorin der Fraunhofer-Gesellschaft und der Max-Planck-Gesellschaft und bis zuletzt Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina und der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften. Über ein Jahrzehnt war sie Präsidentin der Deutschen Krebshilfe und seit 2010 deren Ehrenpräsidentin. Bis zu ihrem Tod war Frau Professor Schipanski außerdem Vorsitzende des Vereins »Universitätsgesellschaft Ilmenau – Freunde, Förderer, Alumni e. V.« und kümmerte sich in dieser Rolle auch nach ihrer aktiven Zeit an der TU Ilmenau weiterhin sehr intensiv um deren Belange.

Auch den amtierenden Institutsleiter des Fraunhofer IDMT, Professor Joachim Bös, traf die Nachricht vom Tod Frau Professor Schipanskis mit großer Bestürzung und Trauer: »Sie hat dem Freistaat Thüringen, der Region, der TU Ilmenau und natürlich nicht zuletzt unserem Fraunhofer IDMT mit ihrem großartigen Engagement und ihrer tatkräftigen und unermüdlichen Beratung, Begleitung und Unterstützung unschätzbare Dienste erwiesen, für die wir und auch ich persönlich sehr, sehr dankbar sind. Wir werden sie sehr vermissen und stets in bester Erinnerung behalten.«

Wir werden nie vergessen, was Frau Professor Schipanski für unser Institut geleistet hat. Unsere Gedanken und guten Wünsche gelten ihrer Familie. 

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